Partnergemeinde Minsk/Weißrussland
Weißrussland ist maßgeblich orthodox geprägt. Doch wussten Sie, dass dort im 17. Jahrhundert über 200 reformierte Gemeinden existierten? Durch die wechselhafte Geschichte dieses Landes ist die reformierte Kirchenlandschaft fast ausgelöscht worden. In Minsk trifft sich jedoch jeden Sonntag eine kleine Gemeinde zum reformierten Gottesdienst. Die Verhältnisse sind bescheiden. Der totalitäre Staat tut sich schwer mit nicht-orthodoxen Religionsgemeinschaften. Die Kontakte mit reformierten Gemeinden in Warschau und Litauen werden weiterhin gepflegt; ansonsten gestaltet sich der Kontakt zur orthodoxen Mehrheitskirche schwierig. Von einer ökumenischen Begegnung auf Augenhöhe ist man noch weit entfernt.
Von den vier Kirchenältesten der Gemeinde erfüllt jede/r eine spezielle Aufgabe: eine Steuerberaterin regelt die Finanzen, eine Architektin begleitet den Umbau der Kirche, ein examinierter Theologe ist Prediger der Gemeinde, ein weiterer Kirchenältester ist für die Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland zuständig. Weißrussen sind Lebenskünstler. Die Mieten und Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren enorm angestiegen. Jede/r muss mindestens zwei Jobs haben, um über die Runden zu kommen. Und doch hat sich die Gemeinde einen Traum erfüllt: 2018 wurde die neue Kirche eingeweiht! Neben dem Kirchraum im Parterre befinden sich im 1. Stock ein Gästezimmer und ein Büroraum. Eine Bodenheizung sorgt für entsprechende Wärme in den langen, kalten Wintermonaten. Für den Erhalt der Kirche ist die Gemeinde auch in Zukunft auf Spenden angewiesen.
Im Herbst 2018 waren wir Hamburger zur Einweihung des neuen Gebäudes eingeladen. Wir feierten Gottesdienst in Russisch und Deutsch. Ungefähr 25 Personen fanden sich ein. Die Predigt bezog sich auf 2. Korinther, 3: „Unser Brief seid ihr, geschrieben in unsere Herzen, verständlich und lesbar für alle Menschen!“ Vor nunmehr 18 Jahren hat sich der Kontakt zwischen Hamburg und Minsk aufgetan; mit einem Brief stellte sich damals die weißrussische Gemeinde vor und bat um ökumenischen Austausch. Diese winzige reformierte Gemeinde Minsk schreibt ihre eigene Geschichte inmitten einer schwierigen staatlichen und kirchlichen Umgebung. Sie verdient weiterhin Respekt und Anerkennung, denn sie trotzt mutig den widrigen Umständen. Spätestens 2021 werden wir wieder die Minsker besuchen; dann feiern wir 20 Jahre Partnerschaft!