Geschichte unserer Gemeinde
Flüchtlinge machten den Anfang
Die ersten reformierten Christinnen und Christen kamen vor über 400 Jahren nach Hamburg, weil sie auf der Suche nach einem Leben in Glaubensfreiheit waren. Vertriebene aus den Vereinigten Niederlanden und Überlebende der Hugenottenverfolgung in Frankreich flohen in protestantisch gewordene Länder. Hamburg hatte schon 1529 die erste evangelische Kirchenordnung erhalten und hieß die guten Handelsbeziehungen, den Fleiß und die Bildung der Niederländer:innen und Hugenott:innen zwar willkommen, gestattete die freien Religionsausübung aber nicht. Zu anders und fremd waren den lutherischen Hamburger:innen die schlichten Predigtgottesdienste, das Verständnis des Abendmahls und die Ablehnung der hierarchischen Kirchenordnung. Die Reformierten hielten an Predigtgottesdiensten fest, die ganze Bibelbücher erläuterten. Sie verstanden die Abendmahlsfeier so, wie Johannes Calvin es formuliert hatte, als Gemeinschafts- und Gedächtnismahl, und sie blieben bei ihrer gemeinschaftlich verantworteten Gemeindeordnung.
Ihre Religion frei ausüben dürfen die reformierten Christ:innen ab 1602 im benachbarten Altona– dort galt in einem bestimmten Gebiet durch das Privileg der Grafen von Schauenburg und Holstein Handels-, Gewerbe- und Glaubensfreiheit. Die sprachlichen und politischen Barrieren machten es den französisch-, niederländisch- und deutschsprachigen Reformierten allerdings schwer zusammenzufinden, und so spalteten sich die Gemeinden bald auf. Die Reformierten auf Hamburger Stadtgebiet mussten noch bis nach 1782 mit Einschränkungen ihrer Religionsausübung leben. Das Gebäude, in dem sie Gottesdienst hielten, durfte keine öffentlich sichtbaren Merkmale einer Kirche tragen, d.h. keine Türme, keine Glocken oder ähnliches.
Gemeinschaftliches reformiertes Leben war ab 1976 möglich, als sich die Deutsche evangelisch-reformierte Gemeinde, die Evangelisch-reformierte Gemeinde in Hamburg-Altona sowie die Französisch-reformierte Gemeinde in Hamburg zur Evangelisch-reformierten Kirche in Hamburg zusammenschlossen.
Wo unsere Wurzel liegen
Die Reformatoren, die für das Entstehen der evangelisch-reformierten Kirche bedeutsam sind, heißen Ulrich Zwingli und Johannes Calvin. Zwingli war Schweizer und Calvin war aus Frankreich dorthin geflohen. So lebten sie beide in freien politischen Gemeinwesen, in denen die Bürger gewohnt waren, ihre Dinge selbst zu entscheiden. Daher hatten die beiden möglicherweise einen besonderen Blick darauf, was Gottes Wort an Orientierungshilfen für die Gemeindeordnung bietet. Diese wurde den Regeln der christlichen Urgemeinden nachgebildet. Operhaupt der Kirche ist allein Jesus Christus. Er regiert durch das Wort. Das bedeutet: Nicht ein einzelner Mensch übt die Leitung aus, sondern eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die sich unter das Wort Gottes stellen. Alle dienen ihr nach Fähigkeiten und im Sinne der Aufgabenstellung.
Für die Verfassung der reformierten Gemeinde wurden neben dem Amt des Predigers die Ämter der Lehrer, der Ältesten und der Diakone bestimmend. Die wichtigsten Entscheidungen werden von der Gemeinde in der Gemeindeversammlung getroffen. Seinen Niederschlag fand dieses Verständnis einer nicht-hierarchische Kirchenordnung auch in der Emder Synode, die vor 450 Jahren, im Oktober 1571, im ostfriesischen Emden zusammenkam.